Die Kunst des Schreibens

V. Einbände

Da die Stoffe, auf denen Informationen aufgeschrieben wurden, d. h. Pergament und Papier, unbeständig waren (zumindest im Vergleich zu dem früher verwendeten Stein oder Metall), war es äußerst wichtig, die fertigen Manuskripte zu schützen.

Sie wurden je nach Form in Tuben, Etuis oder Truhen aufbewahrt. Seitdem sich die Buchform verbreitet hatte, wurden auch Einbände als zusätzlicher Schutz verwendet.

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Im frühmittelalterlichen Europa wurden besonders wertvolle Kodizes mit kostbaren Einbänden versehen. Diese bestanden aus Edelmetallplatten, Gold oder Silber, und wurden häufig mit edlen Elementen wie Elfenbeinplatten verziert. Nicht selten waren sie zudem inkrustiert, emailliert, mit Edel- und Schmucksteinen besetzt und bildeten somit wertvolle Schmuckstücke. Solche schweren, in Goldschmiedetechnik ausgeführten Einbände boten hervorragenden Schutz gegen eventuelle Missbildungen des Buchblocks.

Weniger wertvolle Manuskripte und Nutzschriften wurden in Ledereinbände gehüllt, die in Polen ab dem 15. Jahrhundert in Gebrauch waren. Mit der zunehmenden Verbreitung dieser Art von Einbänden verloren die Goldschmiede ihre Bedeutung für die Buchkunst. An ihre Stelle traten Buchbinder.

Die Buchbinder setzten einzelne Blätter zu Buchblöcken zusammen und fertigten in Zusammenarbeit mit Schmieden und Goldschmieden Einbände an. Bis ins 17. Jahrhundert hinein war Krakau das größte Buchbindezentrum Polens.

Die Blätter mussten zu Lagen und die Lagen zu Buchblöcken zusammengebunden werden. Hierbei waren Reklamanten und Kustoden von großer Bedeutung, die die richtige Lagenreihenfolge kennzeichneten.

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Die Lagen wurden mithilfe von Fäden an mehreren Stellen zusammengenäht. Um die Nähte zu schützen und zu verhindern, dass die Fäden die Lagen durchreißen, wurden Lederriemen darunter gelegt, bzw. wurden beim Nähen die Fäden um die Riemen gewickelt. So entstanden Verdickungen, die sogenannten Bünde, die insbesondere für mittelalterliche Einbände typisch sind. Sie sind in Form von quer verlaufenden Streifen auf dem Buchrücken zu erkennen.

Um den Einband zu stärken, wurden auf die Innenseiten des Buchdeckels Pergament, Leder oder Stoff draufgeklebt.

Das Pergament für die Erstellung von Einbänden wurde nicht selten aus alten Büchern wiedergewonnen. Die Wiederverwendung von Blättern aus alten Manuskripten war eine weit verbreitete Praxis, da das Pergament sehr kostspielig war (manche Historiker von heute interessieren sich ausschließlich für solche Einbände).

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Im Fall von größeren und somit auch schwereren Manuskripten wurden die Buchdeckel mit Holzplatten verstärkt und mit Leder oder Stoff (z. B. Samt oder Atlas), später auch mit Papier überzogen.

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Das Leder (hauptsächlich Schweineleder), mit dem die Einbände überzogen wurden, war zumeist mit kunstvollen Prägungen geschmückt. Dazu verwendeten die Buchbinder einzelne, hölzerne oder metallene Stempel oder Platten, später auch Rollen (zylinderförmige Platten, mit denen das Muster schnell und gleichmäßig geprägt werden konnte, so dass z. B. dekorative Streifen entstanden). Eine große Platte beinhaltete eine ganze Komposition, die bei einem kleinen Einband als die gesamte Ausschmückung und bei einem großen Einband als ein Teil davon fungieren konnte.

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Die Anordnung und Komposition der Prägungen hingen von der Phantasie des Buchbinders ab.
Von Bordüren und anderen detailreichen Motiven über Heiligenbilder, mythische und allegorische Gestalten bis hin zu Bildnissen von Herrschern und Philosophen konnte alles dabei sein. Solche Einbände sind häufig Kunstwerke an sich und begeistern mit ihren üppigen und stilvollen Ornamenten. Die Buchbinder, von deren Hand diese Schönheit stammt, verdienen es eher als Künstler, denn als Handwerker begriffen zu werden.
 

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Zudem wurden die Einbände häufig vergoldet, was dem Buchschmuck noch mehr Wert verlieh.

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Um der Abnutzung der Ornamente vorzubeugen und das Buch selbst vor Schäden zu schützen, wurden dem Einband Metallelemente zugefügt (daher arbeiteten Buchbinder eng mit Schmieden zusammen) – Buchecken, Buckel, Bleche und andere kunstvolle Beschläge.

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Damit sich die Blätter nicht verformten, wurden die Einbände zusätzlich mit Metallschließen, manchmal auch mit Lederriemen versehen.
Solche Elemente erleichterten das Verschließen des Buches und die Erhaltung seiner ursprünglichen Form.

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All diese Metallelemente waren meistens sehr aufwendig graviert und originell geformt. Sie erfüllten also nicht nur eine Nutzfunktion, sondern bildeten auch eine besondere Art Buchschmuck.

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Später verbreitete sich der sogenannte Halbledereinband, bei dem der Buchrücken und die Buchecken aus Leder waren, die Buchdeckel und der Einband jedoch aus Papier oder Textilgewebe bestanden. Die Metallschließen wurden in diesem Fall durch Schnüre ersetzt.

Nur in Ausnahmefällen wurden Bücher noch an Goldschmiede oder Emailleure überreicht, die den Einband mit weiteren Zierelementen ausschmückten.
Der Brauch, wichtige Bücher und Urkunden mit üppig verzierten Einbänden und Buchdeckeln zu versehen, blieb auch in den folgenden Jahrhunderten (19.-20. Jh.) erhalten.

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