Die Kunst des Schreibens

I. Beschreibstoffe
II. Schreibgeräte
III. Der Schreiber
IV. Buchschmuck
V. Einbände
VI. Fälschungen

I. Beschreibstoffe

Heutzutage ist Papier der gebräuchlichste Beschreibstoff, doch auch elektronische Geräte werden immer öfter zum Schreiben verwendet. Wie war es früher?

Seit der Mensch zu schreiben begonnen hatte, nutzte er die verschiedensten Beschreibstoffe. Am Anfang waren es leicht zugängliche Stoffe, die nicht aufwendig hergestellt werden mussten, z. B. Stein oder Holz. Später wurden speziell zubereitete Beschreibstoffe wie Papyrus, Wachs (in Form von Wachstafeln), Pergament und schließlich Papier verwendet. Doch Papyrus und Wachs erwiesen sich als unbeständig; insbesondere bei ungünstigen Wetterbedingungen wurden sie allzu leicht zerstört. Im Mittelalter wurde daher hauptsächlich auf Pergament geschrieben, das später vom Papier verdrängt wurde.

Pergament

Bei Pergament handelt es sich um speziell zubereitete, dünne Tierhaut (meistens Kalbs-, Schafs- oder Ziegenhaut). Im Laufe des Herstellungsverfahrens wurde die Haut eingeweicht, gegerbt, gesäubert, getrocknet und geglättet, manchmal auch gebleicht. Das Ergebnis war ein robuster Beschreibstoff, der einen guten Schriftfluss ermöglichte und auf beiden Seiten beschrieben werden konnte. Seine Struktur ist an den Blatträndern und an Rissen sehr gut erkennbar:

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In Europa wurden zwei Sorten Pergament hergestellt. Die erste kam aus Nordeuropa und wurde daher als das „nördliche“ oder „deutsche“ Pergament (charta theutonica) bezeichnet. Es wurde meistens aus Kalbshaut hergestellt und beidseitig gegerbt. Die zweite Sorte war typisch für Südeuropa und daher als das „südliche“ oder „italienische“ Pergament (charta italica) bekannt. Es war feiner als das „nördliche“ Pergament und nur auf einer Seite beschreibbar, daher lässt sich der Unterschied zwischen der Vorder- und der Rückseite sehr gut erkennen:

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nördliches Pergament

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südliches Pergament

Obwohl das Pergament der am weitesten verbreitete Beschreibstoff im Mittelalter war, war es alles andere als günstig.
Daher wurde es sehr sparsam eingesetzt, einzelne Blätter wurden mehrmals beschriftet und beschädigte Stücke sorgfältig geflickt, damit auch sie wiederverwendet werden konnten.

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Falls sich Risse auf der zu beschriftenden Fläche zeigten, schrieben die Schreiber einfach rund um die beschädigte Stelle herum.
Die Tatsache, dass die Texte trotz Schäden am Pergament vollständig sind, zeugt davon, dass diese Schäden bereits vor der Erstellung des Textes existierten:

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Papier

Papier wurde in Europa bereits ab der Wende des 13. zum 14. Jahrhundert hergestellt. Die ersten Papiermühlen in Polen entstanden im 15. Jahrhundert. Doch das Papier konnte das Pergament nicht gleich ersetzen. Eine Zeitlang waren beide in Gebrauch, wobei das weniger beständige Papier für Schriften von geringerer Bedeutung verwendet wurde. Im Laufe der Zeit, mit der Entwicklung der Schreibschrift und der Verbreitung des Drucks, musste das Pergament schließlich weichen und wurde letztendlich von dem günstigeren Papier verdrängt.

Die Herstellungsmethode des sogenannten Büttenpapiers in den alten Papiermühlen unterschied sich von den heutigen Massenproduktionsverfahren. Für die Herstellung des Papierbreis wurden Textilgewebe eingeweicht, zerdrückt und zu einer Pulpe zerkocht. Die Pulpe wurde handgeschöpft – mit einem Drahtschöpfsieb, das aus einem Gitter von waage- und senkrechten Stäbchen (den sogenannten Rippen und Stegen) bestand – danach abgetropft, getrocknet, geklebt und geglättet. Durch Berührung mit dem Sieb entstanden an den Druckstellen dünnere und hellere Stellen im Papier. Auf diese Weise wurden die sogenannten Filigrane oder auch Wasserzeichen eingeprägt, die am besten sichtbar waren, wenn das Papier gegen das Licht gehalten wurde. Die Filigrane wurden mithilfe von speziell geformten, in das Sieb eingearbeiteten Drahtkonturen ins Papier geprägt. Dadurch entstand auf dem fertigen Papier ein sichtbares grafisches Zeichen.

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Filigrane dienten zur Identifizierung der Papiermühle, in der das Papier hergestellt wurde. Sie ermöglichen die ungefähre Bestimmung des Alters und der Herkunft des Papiers. Das aus einem solchen Verfahren gewonnene Papier war dicker und robuster als das spätere Papier aus Zellulose und Holzschliff, das ab dem 19. Jahrhundert maschinell hergestellt wurde.