Hinweise zum Entziffern

1. Falls Sie einen Buchstaben nicht entziffern können, versuchen Sie, den gleichen Buchstaben an einer anderen Stelle im Text zu finden. Es hilft im Zweifelsfall häufig weiter, ihn in einem anderen Kontext zu sehen.

2. Falls Sie ein ganzes Wort nicht entziffern können, versuchen Sie, dieses (oder ein ähnliches) Wort an einer anderen Stelle im Text zu finden. Vielleicht hat der Schreiber das Wort noch mal deutlicher geschrieben.

3. Falls Sie ein ganzes Wort nicht entziffern können, hilft es manchmal, den Wortanfang mit dem Finger zu verdecken und das Wort von hinten, Buchstabe für Buchstabe zu entziffern. Klingt komisch? Ist aber überraschend effektiv!

4. Die oben beschriebene Methode kann auch sehr hilfreich sein beim Entziffern von Wörtern, die komplizierte Cluster mit den Buchstaben m, n, u, i usw. enthalten. Eine andere Vorgehensweise in diesem Fall ist es, die vertikalen Striche zu zählen und die Buchstaben daran anzupassen.

Beispiele:


manumisit


inmunes

 

5. Versuchen Sie nicht, den Wörtern einen modernen Wortlaut zu verleihen; dies kann sich behrhundertelang keine Rechtschreibstandards gab und die Schreiber die Wörter nach dem eigenen Ermessen phonetisch wiedergaben. Daher kann es passieren, dass das gleiche Wort im sim Entziffern von alten Texten als verräterisch erweisen. Bedenken Sie, dass es jaelben Dokument in mehreren verschiedenen Schreibweisen vorkommt.

Beispiele:


sczescz = sześć


zszchowała = schowała

 

6. Entziffern Sie Wörter mit einer komplizierten Schreibweise sehr genau, Buchstabe für Buchstabe. Nicht abschrecken lassen, wenn das Ergebnis auf den ersten Blick keinem existierenden Wort ähnelt! Versuchen Sie, es laut vorzulesen – klingt schon vertrauter, oder?

Beispiele:

sterzi stha = czterysta
sterzi stha = czterysta

stho = sto
Stho = sto

thakiesz = takież
thakiesz = takież

 

7. Beachten Sie, dass in alten Schriften auch Wörter vorkommen könnten, die nicht mehr in Gebrauch sind. Die Bedeutung solcher Wörter können Sie in historischen Wörterbüchern für die entsprechenden Epochen nachschlagen.

8. Beachten Sie, dass manche Buchstaben wechselweise verwendet wurden, z. B. i statt j, y statt i oder u statt v.

9. Manchmal wurden auch mehrere Schreibweisen eines und desselben Buchstaben verwendet, z. B. bei dem Buchstaben S, der in einer kurzen und eine langen Variante vorkam. Achtung: das lange S ist leicht mit F zu verwechseln!

Beispiel:


causas


firma


suis


confessis

 

10. Beachten Sie, wie in mittelalterlichen Texten das F am Wortanfang geschrieben wurde – statt eines einzelnen F wurde es zumeist verdoppelt als FF aufgeschrieben.

Beispiel:


fr[atr]ibus

 

11. Falls Sie ein Wort nicht entziffern können, kann auch der Satz, in dem es auftritt, hilfreich sein. Ein aus dem Kontext heraus gelesenes Wort hilft Ihnen, ein Gespür für den Schreibstil des Schreibers zu entwickeln und die weiteren Textabschnitte leichter zu entziffern. Genauso kann Ihnen auch die Kenntnis fester Formeln, z. B. Apostrophen, bei bestimmten Urkundentypen helfen. Verlassen Sie sich jedoch nicht vollständig darauf – der Schreiber hat nicht immer genau das geschrieben, was Sie zu lesen erwarten!

Beispiele:


iscz

Das gleiche Wort im Kontext:


iscz do piwnicze = iśc do piwnicy

 


wschechmogączęmu

Das gleiche Wort im Kontext:


panu Bogu wschechmogączęmu = panu Bogu wszechmogącemu

War der Kontext hilfreich?

12. Beachten Sie, dass manche Buchstaben heutzutage anders geschrieben werden als früher, und lassen Sie sich nicht davon verwirren, dass z. B. der Buchstabe y mit einem oder zwei Punkten aufgeschrieben wurde.

Beispiele:

13. Auch die Regeln der Rechtschreibung und Zeichensetzung waren früher anders als heutzutage. Unter anderem könnte die Verwendung von Großbuchstaben überraschend wirken.

Beispiele:


Ego henricus dei Gra[tia] filius Bolezlai ducis poloni[a]e = Ja henryk z bożej Łaski syn Bolesława księcia polski


petri et Pauli = piotra i Pawła